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Trotz Bauboom nimmt Wohnungsmangel in Ballungsräumen zu

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Derzeit werden so viele Wohnungen gebaut wie bereits seit Jahrzehnten nicht mehr. Trotzdem sieht der Chef des Gesamtverbandes der Wohnungswirtschaft Axel Gedaschko  (GdW) auf dem Wohnungsmarkt einzelner deutscher Metropolen eine „absolut ungesunde“ Entwicklung. Gerade in den 14 Ballungsgebieten wird durch die Zuwanderung und Verschiebung der Bevölkerung vom Land in die Stadt „der Fehlbedarf größer“.

Die Bundesregierung rechnet damit, dass jährlich der Bau von 270.000 Wohnungen erforderlich sei, um die mancherorts schon gravierende Wohnungsknappheit zu bekämpfen. Laut dem GdW müssten jährlich jedoch 320.000 Wohnungen fertig gestellt werden, denn bereits in einigen Regionen „läuft der Markt aus dem Ruder“. Dies liege vor allem daran, dass „Deutschland wieder ein Zuwanderungsland“ sei, so Gedaschko. Er  wolle aber „gleich mit einem Vorurteil ausräumen“. Flüchtlinge trügen nur in sehr geringem Maße zur Wohnungsknappheit bei.

Knapp 70 Prozent der Immigranten kommen aus EU-Ländern wie Polen, Spanien, Griechenland, Rumänien, Italien oder Ungarn. Diese Einwanderer kommen vor allem berufsbedingt nach Deutschland und suchen daher Kontakt zu bereits bestehenden Netzwerken in Städten. Was die städtischen Wohnungsmärkte zusätzlich belastet sei auch die zunehmende Verschiebung der Bevölkerung vom Land in die Stadt. Die Bertelsmann-Stiftung veröffentlicht vor kurzem  in einer Studie, dass ländliche Regionen in den kommenden Jahren eine Vielzahl von Bürgern verlieren werde, während städtische Gebiete Einwohner gewinnen. Allein die drei Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin können bis 2030 mit insgesamt 480.000 neuen Bürgern rechnen. Dies schüre natürlich den bereits bestehenden „Konkurrenzdruck um Wohnungen“. Darum muss es für die Bundesregierung eine „nationale Aufgabe“ sein, durch mehr Neubauten den Wohnungsmarkt zu entlasten.

Laut Gedaschko blieb auch der soziale Neubau vor allem in der Hauptstadt auf der Strecke. Er stellte hier sogar ein „totales politisches Versagen in Berlin“ fest. Für ihn sei es absurd, sich einerseits über den Mangel an bezahlbaren Wohnraum zu beklagen, andererseits sei in Berlin bereits seit Jahren nicht ein Cent mehr in den sozialen Wohnungsbau investiert worden. Ebenso kritisierte der Verband die „staatlich gemachten Auflagen“ im Wohnungsneubau, die Schuld an den unverhältnismäßigen steigenden Baupreisen seien. Ohne die immer stärker werdenden Bestimmungen zur Energieeinsparung seien die Baupreise nicht stärker gestiegen als die Löhne in den letzten Jahren. Darum appelliert der GdW-Chef auf den Verzicht weiterer „Investitionsbremsen“.

© Ott Investment AG, 08/2015, “Trotz Bauboom nimmt Wohnungsmangel in Ballungsräumen zu”

 


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