Das → Immobilienunternehmen Grossmann & Berger hat in einer Marktanalyse ermittelt, dass Immobilienkäufer nur selten an modernen oder nachhaltigen Wohnideen interessiert sind. Vielmehr spiele ein angemessener und marktgerechter Preis die zentrale Rolle. Denn „längst kommt nicht alles an, was technisch machbar, ökologisch sinnvoll oder architektonisch schick ist, auch bei der Kundschaft an“, so die Unternehmenssprecherin Britt Finke. Das Unternehmen listete nun die größten Irrtümer der Baubranche auf.
Laut dem norddeutschen Immobilienunternehmen seien weder Käufer noch Mieter bereit, für innovative Müllverwertung oder Recycling von Baumaterialien mehr zu bezahlen. „Ob Photovoltaikanlage auf dem Dach, moderne Be- und Entlüftungssysteme in den Wohnräumen mit Wärmerückgewinnung oder Erdwärmetauscher zum Erwärmen oder Kühlen der von außen einströmenden Luft – vieles, was Bauträger zusätzlich zur effizienteren Verwertung von Energie installieren oder einbauen wollen, rechnet sich für sie nicht“, so Frank Stolz, Leiter Neubau bei Grossmann & Berger. Inzwischen müsse sogar mehr Geld für die hohen Wartungskosten der installierten Technik ausgegeben werden als durch die verbrauchte Energie.
Ebenso wenig halten die meisten Käufer vom sogenannten „Hybrid-Wohnungen“. Diese ermöglichen zwar eine gemischte Nutzung aus Wohnen und Arbeiten, werden jedoch weder von Mietern noch von Käufern besonders nachgefragt. Laut Garlef Kaché, ebenso Leiter Neubau bei Grossmann & Berger, müssten Projektentwickler, die auf die Kombination von Wohnen und Gewerbe setzen häufig noch in der Projektphase um planen, weil die Kunden wenig Interesse zeigen. Zudem verfüge das „potenzielle Klientel der jungen Kreativen, die sich für diese Wohn- und Arbeitsform interessieren könnte, meist nicht über die finanziellen Mittel, um so zu leben“, so Kaché.
Auch das Mehrgenerationenwohnen spiele in der täglichen Praxis bei Grossmann & Berger „keine Rolle“. Laut den Erfahrungen des Hamburger Unternehmens, seien die Käufer hier zumeist zwischen 30 und 40 Jahren alt und hätten dementsprechend junge Eltern, die ihre momentane Wohnsituation nicht verändern wollen. Auch die Kosten, die sich durch den zusätzlich benötigten Wohnraum einstellen, würden einige Finanzierungspläne zunichtemachen.
Ebenfalls finden die meisten, dass auf unnötige Extras wie Service-Wohnen verzichtet werden kann. Dies verteuere nur das Wohnen. In vielen Fällen ist eben doch die Höhe der Miete oder des Kaufpreises entscheidend. Nur wer gerne luxuriös wohnt, also meist nur das Hochpreissegment, der nehme auch gerne zusätzliche Dienste wie ein Concierge, Küchen- oder Restaurantanschluss und Handwerker- oder Reinigungsdienste in Anspruch.
Darüber hinaus zeigen die meisten Käufer auch wenig Interesse an moderner Architektur. „Käufer setzen auf Wertstabilität und Wiederveräußerbarkeit und damit eher auf Bewährtes als auf Bahnbrechendes“, merkte Stolz an. Auch wenn nicht verputzte oder verblendete Fassaden bei dem ein- oder anderen Architekten derzeit hoch im Kurs stehen, so schrecke dies jedoch die meisten Käufer ab. Auch raumbreite Fenster und offen gestaltete Loftwohnungen ohne klare Raumeinteilung kommen nicht gut an, da diese die klassische Möblierung der Wohnung unmöglich machen. Ein konservativer Grundriss und ein gut aufgeteiltes Flächen-Zimmer-Verhältnis sind nach wie vor gefragt. Auch wenn viele auf unnötige Extras gerne verzichten, so zählen Parkplätze jedoch nicht dazu. Der Hamburger Senat hatte vor kurzem die Stellplatzpflicht abgeschafft. Laut diesem mussten bei einem Wohnungsvorhaben ebenso Parkplätze entstehen. In dem Bestreben die Kosten des Wohnungsbaus zu senken, begründete der Senat seine Entscheidung damit, dass viele Hamburger angeblich gar keinen eignen PKW mehr besitzen. Doch die Realität sieht anders aus. Viele Mieter und Käufer beklagen gerade das Fehlen von Parkmöglichkeiten. Oft gäbe es nicht einmal mehr einen Stellplatz pro Familie, dabei verfügen die meisten Haushalte über mindestens zwei Kraftfahrzeuge.
Als Ergebnis der Analyse zeichnete sich also ab, dass Käufer eher konservativ denken als modern. Optische und technische „Highlights“ lehnen die meisten Erwerber ab. Hierbei spielt es keine Rolle, ob die → Immobilie als Kapitalanlage oder für die Eigennutzung gekauft wird, wichtig ist den Eigentümern meist nur, dass diese im Falle eines Wiederverkaufes leicht zu veräußern ist.
© Ott Investment AG, 02/2015, “Immobilienkäufer setzen lieber auf Bewährtes als auf Modernes”