Der Osten der Republik ist wieder attraktiver geworden: Neue Jobs, eine hohe Lebensqualität, eine jüngere Bevölkerung. Aus diesen Gründen zieht es immer mehr Menschen in die neuen Bundesländer. Dies hat jedoch auch Auswirkungen auf den Immobilienmarkt. Mieten und Kaufpreise haben seit 2012 deutlich angezogen.
Noch vor kurzem galt Ostdeutschland in vielerlei Hinsicht als unattraktiv: Überdurchschnittliche Arbeitslosenquote, niedrige Geburtenzahlen und eine hohe Alterung sorgten für Abwanderung und damit für massig Leerstand. Dadurch fielen die Preise auf dem Immobiliensektor.
Doch vom anhaltenden Wirtschaftsboom profitiert nun auch der Osten. Die Arbeitslosenzahlen sinken – teilweise sogar sehr rapide. Dies wirkt sich positiv auf die Einwohnerzahlen aus: Immer mehr Bürger aus dem Westen sowie dem Ausland lassen sich im Osten nieder. Dadurch steigt die Nachfrage nach Wohnimmobilien, was wiederum zu steigenden Mieten und Kaufpreisen führt. Diese sind seit 2012 teilweise explosionsartig in die Höhe geschnellt.
Eine Studie, die 27 ostdeutsche Groß- und Mittelstädte untersuchte, kam zu dem Ergebnis, dass der Aufwärtstrend nicht nur für beliebte Städte wie Berlin oder Leipzig gelte, „sondern auch in Greifswald oder Waren an der Müritz“ spürbar sei. Das Fazit der Analyse: „Alle im Rahmen dieser Studie untersuchten Städte sind Zuzugsgewinner.“ Zweistellige Leerstandsraten gehören zumeist der Vergangenheit an.
Auch Investoren sind bereits auf den Zug aufgesprungen und suchen ihr Glück auf dem Ostdeutschen Immobilienmarkt. Das treibt die Nachfrage zusätzlich an.
Die Zahlen der Studie (siehe auch Tabellen unten)
Im Einzelnen zeigt die Studie auf, wie sich die Entwicklung der Mieten und Kaufpreise für Neu- und Bestandsimmobilien zwischen 2012 und 2017 verändert haben.
Der Studie zufolge sind die Mietpreise in fast allen untersuchten Städten gestiegen. Spitzenreiter ist die Hauptstadt Berlin. Hier müssen Mieter nun ein Drittel mehr zahlen (33,4 Prozent). Danach folgen die Städte Leipzig (25 Prozent), Strausberg (23,5 Prozent), Nauen (20,8 Prozent) und Potsdam (17,7 Prozent).
Noch mehr als die Mieten zogen laut der Studie die Kaufpreise für Neu- und Bestandsimmobilien an. Bei der Kaufpreisentwicklung für Neubauten sticht besonders eine Stadt hervor, die so vorher wohl niemand auf dem Zettel hatte: Eisenach in Thüringen. Hier haben sich innerhalb der letzten fünf Jahre die Kaufpreise für Neubauimmobilien mehr als verdoppelt (+ 108,6 Prozent). Ebenfalls hohe Steigerungen erfuhren Gera und Nauen. Hier müssen Erwerber eines Neubaus 71,4 Prozent bzw. 62,4 Prozent mehr zahlen als noch vor fünf Jahren.
Bei den Bestandsimmobilien verzeichnete noch vor Berlin (55,6 Prozent) die Stadt Strausberg (74,9 Prozent) den höchsten Zuwachs. Die Stadt profitiere vor allem von der Nähe und den steigenden Immobilienpreisen in der Bundeshauptstadt. Viele seien auf der Suche nach günstigeren Alternativen im Umland.
Wer nun jedoch glaubt, dass durch die gestiegenen Preise der Osten auch nicht mehr deutlich günstigere wäre als der Westen, der irrt. Das sächsische Görlitz beispielsweise verbuchte zwar einen Preissprung von ca. 39 Prozent auf bestehenden Immobilien, doch der Quadratmeterpreis liegt mit 690 Euro noch am unteren Ende der deutschen Skala. Auch von Mietpreisen von ca. 10 Euro pro Quadratmeter in Potsdam und Berlin können Mieter in München nur träumen.
© Ott Investment AG, 10/2017, „Immobilienmarkt im Osten boomt“